Vor etwa 3-4 Jahren habe ich zu Studien berichtet, die in vivo und in vitro zeigen konnten, dass Frauen mit BRCA-Mutationen ein niedrigere ovarielle Reserve haben. Verantwortlich dafür ist, dass allein durch Umwelteinflüsse Schäden an der DNA von Follikeln entstehen, die durch den mangelhaften Reparaturmechanismus – Doppelstrang-Brüche werden nicht repariert – nicht korrigiert werden. Die Folge ist ein Verlust von Follikeln.

Damals musste man daher annehmen, dass diese Frauen im Rahmen einer Chemotherapie auch von einer höheren Wahrscheinlichkeit einer prämaturen Ovarialinsuffizienz betroffen sind.

Eine Studie hat nunmehr geprüft, wie der AMH-Verlauf bei Frauen mit (n = 14) und ohne BRCA-Mutation (n = 59) im Rahmen einer Chemotherapie aussieht und hat dies mit Kontrollpersonen (n = 34) verglichen, die wegen entsprechender fehlender anamnestischer Risikofaktoren keine BRCA-Testung erhalten hatten (Kutluk H. Oktay et al. Increased chemotherapy-induced ovarian reserve loss in women with germline BRCA mutations due to oocyte deoxyribonucleic acid double strand break repair deficiency. Fertility & Sterility, im Druck).

Die AMH Konzentration lag vor der Chemotherapie bei nachweisbarer BRCA-Mutation 34% und ohne BRCA-Mutation 24% unter derjenigen der Kontrollen, was die frühere Publikation bestätigt. Die AMH-Werte wurden altersadjustiert verglichen, da die 3 Populationen mit einem mittleren Alter von 33,7 ± 3,7 Jahre (BRCA positiv), 36,1 ± 4,0 Jahren (BRCA negativ) und 36,3 ± 4,1 Jahren (Kontrollen) unterschiedlich alt waren.

Nach der Chemotherapie wurden Proben 12, 18 oder 24 Monate später entnommen und zu den Ursprungsproben ins Verhältnis gesetzt. Bei der Auswertung nur derjenigen, die mit Doxorubicin und Cyclophosphamid gefolgt von Paclitaxel behandelt worden waren zeigte sich eine Wiederherstellungsrate (Recovery rate) für das AMH von 3,2% (Kontrollen), 4,7% (BRCA negativ) und 1,3% (BRCA positiv).

Neben dem bekannten offensichtlichen fatalen Effekt einer Chemotherapie auf die ovarielle Reserve in allen Fällen können die Autoren insofern belegen, dass tatsächlich Frauen mit einer BRCA-Mutation eine deutlich stärkere Schädigung zeigen.

Ihr

Michael Ludwig