Ursachen depressiver Symptomatik in der Perimenopause waren Thema einer prospektiven Studie bei 50 Frauen mit milden bis mäßigen depressiven Symptomen (Hadine Joffe et al. Impact of Estradiol Variability and Progesterone on Mood in Perimenopausal Women With Depressive Symptoms. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2020; 105: 1 – 9). Die Frauen waren im Mittel 48,4 ± 3,9 Jahre alt mit einem mittleren BMI von 27,2 ± 6,7 kg/m2. Ein Drittel der Frauen hatte bereits depressive Episoden im früheren Leben, bei 70% der Frauen traten die depressiven Symptome mit der Perimenopause auf, bei 56% in Zusammenhang mit vasomotorischen Symptomen.

Nicht überraschend zeigte die Studie eine signifikante Assoziation mit stressbehafteten Ereignissen in jüngerer Vergangenheit (p = 0,04) und anamnestisch depressiven Episoden (p < 0,001). Eine weniger fortgeschrittene Ovarialinsuffizienz verbunden mit noch nachweisbaren ovulatorischen Zyklen zeigte ebenfalls ein niedrigeres Risiko für depressive Symptome (p = 0,007). Risikofaktoren für depressive Phasen waren starke Östradiolschwankungen (p = 0,02) und ein erhöhter BMI (p = 0,002).

Welche klinische Konsequenz kann man aus dieser Studie ziehen? Meiner Meinung nach v.a., dass die perimenopausale hormonelle Umstellung mit zunehmenden Schwankungen v.a. bei anovulatorischen Zyklusverläufen depressive Phasen unterstützt. Gerade diese Phasen sind medikamentös-hormonell schwer beherrschbar. Meiner Meinung sind kombinierte, ggf. östradiol-haltige Kontrazeptiva, in dieser Phase zu diskutieren, da sie die endogenen Schwankungen optimal unterdrücken und einen ausgeglichenen Östradiolspiegel garantieren.

Was – das am Rande – diese Studie nicht belegt ist, dass der postmenopausale Östrogenmangel isolierte depressive Phasen außerhalb vasomotorischer Beschwerden fördert.

Ihr

Michael Ludwig