Wie ist die Fruchtbarkeit von Frauen mit PCO-Syndrom einzuschätzen? Diese Frage habe ich an anderer Stelle in Seminaren bereits thematisiert und dargestellt, dass die bisherige Literatur dafür spricht, dass Frauen mit einem PCO-Syndrom eine vergleichbare Wahrscheinlichkeit haben, schwanger zu werden, wie Frauen ohne ein PCO-Syndrom. Allerdings, das zeigen die bisherigen Daten, wird für diese vergleichbare Fertilität häufiger eine unterstützende ovarielle Stimulation oder anderweitige Form der Kinderwunschbehandlung eingesetzt.
Aktuell erscheint nun eine Arbeit, die diese Frage noch einmal aufgreift und schwedische Register 45.395 Frauen mit einem PCO-Syndrom und 217.049 Frauen ohne bzgl. ihrer kumulierten Fertilität ab dem 18. Geburtstag untersucht hat (Sofia Persson et al. Fecundity among women with polycystic ovary syndrome (PCOS)—a population-based study. Human Reproduction, im Druck). Die Ergebnisse bestätigen die bisherigen Forschungsergebnisse: Die kumulierte Fruchtbarkeit ist vergleichbar (80,2 vs. 78,2%), allerdings sind die Frauen mit PCO-Syndrom bei der Geburt ihres ersten Kindes etwas älter (28,4 ±4,8) als die Kontrollen (27,0 ±4,4 Jahre) und mehr als doppelt so viele Frauen mit PCO-Syndrom erleben die erste Geburt erst jenseits des 35. Geburtstags (4,8 vs. 2,3%). Die kumulierte Wahrscheinlichkeit einer spontanen Schwangerschaft, die zur Geburt führt, lag bei Frauen mit PCO-Syndrom niedriger (55,0% vs. 73,8%).
In anderen Worten: Frauen mit einem PCO-Syndrom haben keine eingeschränkte Fertilität – allerdings ist es häufiger notwendig, die Konzeption mit einer aktiven Therapie zu unterstützen. Mit dieser Unterstützung ist dann von der Wahrscheinlichkeit einer endokrinologisch gesunden Frau auszugehen.
Ihr
Michael Ludwig
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