Eine US-amerikanische Arbeitsgruppe hat sich mit einer sehr interessanten Frage beschäftigt: Wir nehmen sich PCO-Syndrom-Patientinnen selbst wahr? (Annie W. Lin et al. Health-related knowledge, beliefs and self-efficacy in women with polycystic ovary syndrome. Human Reproduction, im Druck). 255 Frauen mit PCO-Syndrom wurden dazu mit 220 Frauen ohne PCO-Syndrom verglichen. Frauen mit einem PCO-Syndrom waren etwas älter als die Vergleichsgruppe (29,3 vs. 26,7 Jahre). Der Anteil an Normalgewichtigen war geringer (18,4% vs. 55,5%), der an Adipösen höher (60% vs. 17,7%) in der Gruppe der PCO-Syndrom-Patientinnen.
90%+ der Frauen mit PCO-Syndrom ist ihr höheres Risiko bzgl. Adipositas, Subfertilität und eines Typ 2 Diabetes mellitus bewusst. Allerdings sehen nur etwa 70% ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Dennoch waren all diese Risiken den PCO-Syndrom-Patientinnen signifikant präsenter. Es gab jedoch keinerlei Unterschied zur Kontrollgruppe hinsichtlich der Bereitschaft, aktiv an der Ernährung zu arbeiten. Auch gab es keine höhere Bereitschaft, offiziellen Ernährungsempfehlungen zu folgen bzw. im nächsten Monat etwas an den Essensgewohnheiten zu ändern. Andererseits war den PCO-Syndrom-Frauen bewusster als der Kontrollgruppe, dass sie sich mehr aktiv bewegen müssen.
Gegen diese psychologische Barrieren tritt man an, wenn man eine Lebensstiländerung versucht zu vermitteln. Das sollte uns bewusst sein – ist es aber wohl auch, wenn man sich kritisch an die letzten Beratungsgespräche mit diesen Patientinnen erinnert.
Ihr
Michael Ludwig
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