In einem detaillierten Review wird der Frage nachgegangen, wie man menopausalen Beschwerden bei Frauen mit einem anamnestischen Mammakarzinom lindern kann, ohne das Rezidivrisiko des Mammakarzinoms zu steigern (Richard J. Santen et al. Managing Menopausal Symptoms and Associated Clinical Issues in Breast Cancer Survivors. Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism 2017: 102; 3647 – 3661).
Nicht überraschend kommen die Autoren zu dem Schluss, dass man mit einer Hormontherapie zurückhaltend sein sollte. Neben der Empfehlung von Lebensstiländerungen, um milde Symptome zu lindern, wird auch die Akupunktur genannt, deren Wirkung jedoch in randomisierten Studien bislang nicht belegt wurde. Zum Thema „milde Beschwerden“ muss man anmerken, dass in den seltensten Fällen eine Frau mit vorangehendem Mammakarzinom wegen solcher Beschwerden um eine Therapie ersuchen wird.
Interessanter sind Fälle mit starken Beschwerden. Allem voran werden von den Autoren die Serotonin- bzw. Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer oder Gabapentin beschrieben. Hierzu darf ich auch auf das Kapitel in meinem Buch „Peri- und Postmenopause“ verweisen (www.optimist-verlag.de/shop).
Bei den vaginalen Beschwerden sind die Autoren sehr zurückhaltend mit der Empfehlung niedrig dosierter Östriol-Gaben lokal, obwohl diese in entsprechenden Studien meines Wissens nach nie relevante Veränderungen der systemischen Hormonkonzentrationen gezeigt hatten. Insofern wäre ich bei dieser Frage offener und halte die Gabe von Östriol mit 30 µg für 2-3mal pro Woche für vertretbar. Ospemiphen als oraler selektiver Östrogen-Rezeptor-Modulator steht ebenfalls zur Verfügung, scheint an der Brust eher protektiv zu wirken, ist aber von den Verantwortlichen bislang nicht zur Therapie bei Frauen mit Mammakarzinom in der Anamnese zugelassen, da prospektive, randomisierte Studien fehlen.
Die Autoren benennen schließlich noch die lokale Lasertherapie bei vulvo-vaginaler Atrophie – weisen aber darauf hin, dass auch hier kontrollierte Daten nicht vorliegen und die Effektivität somit nicht endgültig bewiesen ist.
Die lokale Androgentherapie wird diskutiert und meines Wissens auch häufig favorisiert – allerdings wäre ich damit vorsichtig, da hierzu keinerlei Daten bekannt sind, auch nicht in Hinblick auf das Mammakarzinom-Risiko zuvor nicht-betroffener Frauen.
Die Autoren haben insofern auch nicht den heiligen Gral gefunden, fassen die Daten aber übersichtlich und gut diskutiert zusammen. Dass man zu der einen oder anderen Therapie unterschiedlicher Meinung sein kann ist bei einem derart schwierigen Thema nicht überraschend.
Ihr
Michael Ludwig
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