Zervixschleim – was wissen wir eigentlich darüber? Das ist das Thema einer Übersichtsarbeit, die demnächst erscheinen wird (Leo Han et al. Cervical Mucus and Contraception: What we know and what we don’t. Contraception, im Druck). Schwerpunkt dabei war u.a. inwieweit Kontrazeptiva zu kontrazeptiven Veränderungen führen.

Nachgewiesen ist die kontrazeptive Veränderung des Mucus bei Anwendung von Levonorgestrel-IUDs. Orale Gestagen-Mono-Präparate verändern den Mucus auch, inwieweit dies aber kontrazeptive Effekte hat, wurde bislang nicht schlüssig nachgewiesen. Depot-MPA (150 mg) führt innerhalb von 24 Stunden bei 90% der Anwenderinnen zu einem für die Spermien unvorteilhaften Mucus.

Die Zervix ist 3-4 cm lang, der Durchmesser variiert abhängig von Alter, Parität und Zeitpunkt im Menstruationszyklus. Der Mucus besteht aus Wasser, Fetten, Zuckern, anorganischen Ionen und Eiweißen. Letztere wiederum setzen sich zusammen aus Immunglobulinen, Plasmaproteinen und Enzymen wie Sialidasen und Muzinen. Muzine, mindestens 20 verschiedene, sind große Glykoproteine, denen insbesondere die Weite des Zervikalkanals periovulatorisch zu verdanken ist, da sie nach Freisetzung aus ihrer gepackten Form innerhalb von Sekunden die etwa 1000fache Größe annehmen.

Der CFTR-Kanal scheint hormonell abhängig reguliert zu werden, was erklärt, dass bei Frauen mit einer Mukoviszidose eine um etwa 2-5fache Reduktion der Fertilität vorliegt.

Die immunologische Komponente des Zervikalschleims – Immunglobuline, Substanzen des Complement-Systems, Antikörper, Zytokine, antimikrobielle Eiweiße und Immunkompetente Zellen – stellen die Barriere und den Schutz gegenüber aufsteigenden Infektionen. Dies auch insbesondere in der periovulatorischen Phase, wenn der Zervikalkanal für den Spermientransport maximal vorbereitet wird.

Die Beurteilung des Zervikalschleims folgt dem nach der WHO modifizierten Insler-Score, der maximal 15 Punkte erreichen kann, wobei 10 den cut-off zwischen einem für die Spermien vorteilhaften und unvorteilhaften Mucus darstellt. Einen besseren Marker für die Beurteilung gibt es tatsächlich nicht, da sich z.B. der Post-Coital-Test für die Fertilitätsbeurteilung als überflüssig herausgestellt hat.

Möglicherweise kann ein zukünftig differenzierteres Verständnis der Mucus-Physiologie zur Entwicklung von nicht-hormonellen Kontrazeptiva führen, die genau an diesem Punkt im weiblichen Genitaltrakt angreifen.

Ihr

Michael Ludwig