Zum Thema der falsch-positiven Diagnosen eines PCO-Syndroms, der Überschätzung der Prävalenz, wurde eine interessante Studie durchgeführt (Amoon Alemyar et al. Anti-Müllerian Hormone and Ovarian Morphology in Women With Hypothalamic Hypogonadism. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, im Druck). Eingeschlossen wurden dabei 3.640 Frauen mit PCO-Syndrom, 159 Frauen mit einem hypogonadotropen Hypogonadismus (HH) und 83 Kontrollen – Frauen mit unauffälligem Zyklus. Für die Untersuchung wurde eine alters-gematchte Gruppe der PCO-Syndrom-Patientinnen zu denjenigen mit HH gebildet (n = 159 vs. 318).
Die ursprüngliche Frage dieser retrospektiven Kohortenstudie war, inwieweit ein erhöhter AMH-Wert in den unterschiedlichen Gruppen gemessen wird. Diese AMH-Werte waren in der PCO-Syndrom Gruppe erwartungsgemäß signifikant höher als in den beiden anderen Gruppen – allerdings hatte auch die HH-Gruppe höhere Werte als die Kontrollen.
Der für mich wichtigste Aspekt dieser Untersuchung ist, dass 36% der Frauen in der HH-Gruppe die Rotterdam-Kriterien für ein PCO-Syndrom erfüllten. 11,9% hätten auch die NIH-Kriterien erfüllt, also die Kombination aus Zyklusstörungen bzw. Anovulation und Hyperandrogenämie. Ein Großteil der falsch-positiven Diagnosen ging also zulasten der sonographischen Kriterien. Warum aber erfüllen dennoch knapp 12% die Diagnosekriterien auch ohne Ultraschallmorphologie? Weil ein weiteres Kriterium – wie häufig in der Praxis – vergessen wird: Andere Ursachen müssen ausgeschlossen sein. Die Diagnose PCO-Syndrom ist und bleibt eine Ausschlussdiagnose. Von daher weisen die Autoren darauf hin, wie relevant es ist, dass – speziell in diesem Fall, bei dieser Differentialdiagnose – die Gonadotropine relevant sind. Es reicht eben nicht aus, beim Verdacht auf ein PCO-Syndrom wegen Akne und Amenorrhoe einen Testosteron-Wert anzufordern.
Ihr
Michael Ludwig
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