Die CFAS (Canadian Fertility and Andrology Society) hat eine Empfehlung zur Behandlung von Kinderwunschpaaren mit idiopathischer Subfertilität zusammengestellt (William Buckett und Sony Sierra. The Management of Unexplained Infertility: A CFAS Evidenced-based Guideline. Reproductive Biomedicine Online, im Druck). Diese beinhalten im Wesentlichen folgende Punkte:
(1) Grundsätzlich ist ein abwartendes Verhalten, ohne aktive Therapie also, sinnvoll, wenn Paare eine gute Fertilitätsprognose haben (jüngeres Alter, geringere Dauer des Kinderwunsches usw.).
(2) Eine Laparoskopie zur Abklärung des Tubenfaktors ist nicht immer notwendig, sondern v.a. dann, wenn es klinisch-anamnestische Hinweise auf einen Tubenfaktor gibt.
(3) Eine Stimulationsbehandlung mit Clomifen oder Letrozol ist bei idiopathischer Subfertilität nicht effektiv. Dies gilt – auch wenn es wenige Studien dazu gibt – vermutlich auch für eine Gonadotropinstimulation.
(3) Wenn eine Insemination erwogen wird ist eine solche im Spontanzyklus nicht sinnvoll. Eine Insemination mit Clomifen oder Letrozol ist effektiver als einfach nur abzuwarten. Eine Gonadotropinstimulation geht mit einem erhöhten Mehrlingsrisiko einher.
(4) Eine IVF-Therapie kann – nach dem Abwarten – als first line Therapie bei idiopathischer Subfertilität eingesetzt werden. Spätestens nach 3 frustranen Inseminationszyklen wäre dieser Schritt indiziert.
(5) Eine ICSI-Therapie anstelle einer klassischen IVF-Therapie hat keine Vorteile für Paare mit idiopathischer Subfertilität.
Die Empfehlungen spiegeln eine vernünftige Analyse der zur Verfügung stehenden Literatur wider. Den zurückhaltenden Einsatz einer Therapie kann ich nur begrüßen, ebenso die nicht routinemäßig eingesetzte Laparoskopie zur Abklärung eines Tubenfaktors. Anstelle einer Inseminationstherapie würde ich in jedem Fall eher das abwartende Verhalten für weitere 3-6 Monate ausdehen und dann direkt zu der effektiveren IVF-Therapie gehen, da in meinen Augen eine Inseminationsbehandlung bei überschaubar geringerem Therapieerfolg eine unnötige Belastung von Kinderwunschpaaren darstellt.
Ihr
Michael Ludwig
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