Hilft eine AMH-Messung vor einer Chemotherapie bei onkologischen Erkrankungen bei der Vorhersage der langfristigen Fertilität? Eine aktuelle Studie sagt: ja, ein wenig (K.E. Palinska-Rudzka et al. Five-year study assessing the clinical utility of Anti-Müllerian Hormone (AMH) measurements in reproductive age women with cancer. Reproductive Biomedicine Online, im Druck).

Prospektiv wurden 66 onkologische Patientinnen untersucht, vor einer Chemotherapie sowie 1 und 5 Jahre später. 54 Patientinnen litten unter einem Mammakarzinom, 12 unter einem hämatologischen Malignom (Hodkin Lymphom). 13 Patientinnen verstarben innerhalb der 5 Jahre, 10 lehnten ein weiteres follow up ab. Nicht überraschend fiel das AMH durch die Chemotherapie signifikant ab.

90,7% der Mammakarzinom-Patientinnen hatten ein nachweisbares AMH nach 1 Jahr, 85,3% nach 5 Jahren. Über diese 4 Jahre hinweg änderte sich der Wert kaum. Alle Patientinnen im Alter von maximal 37 Jahren mit einem Ausgangs-AMH-Wert von über 1,54 ng/ml (11 pmol/l) hatten ein nachweisbares AMH (> 0,28 ng/ml).

Bei Frauen mit Hodkin Lymphomen hatten alle ein nachweisbares AMH nach 1 und 5 Jahren.

Es gab keine Korrelation zwischen dem Basiswert des AMH und der Präsenz von Zyklen nach 5 Jahren. 40% der Frauen mit Zyklen hatten AMH-Werte unter 0,14 ng/ml. Die AMH-Werte waren insgesamt signifikant geringer als bei einer altersentsprechenden gesunden Vergleichsgruppe (n = 124).

Insofern hilft der AMH-Wert in Zusammenhang mit dem Alter die Wahrscheinlichkeit einzuschätzen, dass auf lange Sicht noch eine Rest-Fertilität zu erwarten ist. Die Studiendaten zeigen aber auch, dass bei Wiederauftreten von Menstruationen dies nicht einen unauffälligen AMH-Wert für das jeweilige Alter bedeutet und die AMH-Werte nach einer Chemotherapie lange Zeit stabil bleiben, also möglicherweise einer anderen Dynamik folgen.

Ihr

Michael Ludwig