Was ist der Wert einer AMH-Messung – das werde ich immer mal wieder gefragt, zumal ich nicht zu den großen AMH-Fans gehöre. AMH, das ist unbestritten, ist der beste Parameter, um die FSH-Dosis im Rahmen einer geplanten ovariellen Stimulation zu beurteilen. In der normalen Praxis ist die Bestimmung nur selten indiziert bzw. nur selten von Bedeutung für eine therapeutische Entscheidung.
Eine Studie beschäftigte sich jetzt mit der Frage, was im Rahmen einer IVF-Therapie bzgl. der Lebendgeburtenwahrscheinlichkeit der aussagekräftigere Parameter sei, ein erhöhtes FSH (> 10 IE/l) oder ein niedriges AMH (< 1,0 ng/dl) (Sarah Ligon et al. Low antimuellerian hormone (AMH) is associated with decreased live birth after in vitro fertilization when follicle-stimulating hormone and AMH are discordant. Fertility & Sterility, im Druck). Die Autoren haben dazu retrospektiv die Daten von 44.696 Embryotransfer-Zyklen ausgewertet – eine beachtliche Datenbasis!
Die Antwort auf die gestellte Frage war: ein niedriges AMH korreliert stärker mit einer schlechteren Lebendgeburtenrate als ein erhöhtes FSH – sind also beide Werte diskordant, gibt das AMH den Ausschlag. Am schlechtesten schnitt diejenige Gruppe ab, bei der beide Werte auffällig verändert waren, AMH niedrig und FSH erhöht. Die Studie zeigt aber noch etwas anderes: Der aussagekräftigste Parameter war das Lebensalter der behandelten Patientin. So zeigte ein niedriges gegenüber einem normalen AMH ein ähnliches relatives Risiko wie ein Lebensalter von 35-39 Jahren gegenüber 18-24 Jahren (RR 0,87 bzw. 0,91). In der Altersgruppe von 40-44 Jahren lag das RR für eine Schwangerschaft bei 0,48, bei den Patientinnen ab 45 Jahren bei 0,11, jeweils verglichen mit der jüngsten Kohorte (18-24 Jahre).
Insofern relativiert das wieder die Aussagekraft dieses Parameters: Man kann an dem AMH-Wert nichts ändern, man kann daran die FSH-Dosis adjustieren, das ist relevant. Nur ist ein AMH-Wert per se kein Grund, keine IVF-Therapie durchzuführen. Andererseits ist ein FSH-Wert – in anderen Studien – von 15 IE/l oder höher assoziiert mit einer Schwangerschaftsrate unter 5%, was wiederum sehr aussagekräftig und wichtig für die Beratung der Patientin ist und die Aussage einer AMH-Messung toppt.
Fazit: Interessante Daten, sehr valide Aussagen, bedingt hilfreich für die Beratung der Patientin.
Ihr
Michael Ludwig
Sehr geehrter Herr Professor Ludwig
Meine Frage hat nichts mit dem Artikel zu tun. Ich hoffe, dass sie mir trotzdem meine Frage beantworten können.
Wieviel Folsäure würden Sie einer Frau empfehlen, die schwanger werden möchte und selbst eine Spina bifida occulta hat?
Mit freundlichen Grüßen, Ivonne Rupert
Guten Tag, man empfiehlt 5 mg Folsäure in einem solchen Fall. Allerdings bin ich kein Ernährungsexperte – spreche also mit dem üblichen „Gynäkologenwissen“, was das angeht. Gruß, Michael Ludwig